Baden-württembergische Universitäten wollen Elsevier-Vertrag kündigen

Kritik an Gewinnmargen der Großverlage

Die baden-württembergischen Landesuniversitäten haben mit einem von allen neun Rektoren und Präsidenten unterzeichneten Schreiben angekündigt, den Vertrag mit dem internationalen Wissenschaftsverlag Elsevier zum Jahresende zu beenden.

Der Grund für diesen drastischen Schritt sei das unzureichende Angebot, das der Verlag der Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen vorgelegt hat, so der Vorsitzende der Rektorenkonferenz, Rektor Prof. Dr. Wolfram Ressel, Rektor der Universität Stuttgart. Mehrere hundert Wissenschaftsorganisationen in Deutschland, darunter alle baden-württembergischen Universitäten, verhandeln über die Projektgruppe DEAL mit den Großverlagen Elsevier, SpringerNature und Wiley über nationale Lizenzverträge.

Zu diesem Vorgehen erklärte Prof. Dr. Ressel: „Anders als bei herkömmlichen Zeitschriften und Büchern erhalten wissenschaftliche Autoren ganz überwiegend kein Honorar von den Verlagen. Auswahl und Lektorat der Beiträge wird zumeist auch von Wissenschaftlern kostenfrei übernommen; die darin beschriebenen Forschungen sind fast ausschließlich aus Steuermitteln finanziert. Die Publikation erfolgt mittlerweile oft elektronisch und verursacht in diesem Fall keine Druckkosten. Die Gewinnmargen sind bei den Großverlagen mit bis zu 40 Prozent außergewöhnlich hoch, die Verlagsleistung überschaubar und die Rechnung dafür übernimmt der Steuerzahler.“

Mit dem Projekt DEAL wolle man zu einem fairen Interessenausgleich zwischen Verlagen und Wissenschaft und vor allem zu einer zukunftsfähigen Wissenschaftskommunikation vor dem Hintergrund der zunehmenden Digitalisierung kommen. Elsevier als großer Player verweigere sich aber nach wie vor einer Einigung, weil man offensichtlich hoffe, auf Basis der bisherigen Verträge noch höhere Gewinne zu erzielen. „In der Vergangenheit haben wir gesehen, dass wir untereinander nicht einmal die Vertragskonditionen vergleichen konnten, weil Elsevier in allen Verträgen auf einer Geheimhaltungsklausel bestand“, so Prof. Dr. Ressel.

Man erwarte nun sehr zeitnah von Elsevier ein Angebot, das die folgenden Bedingungen des DEAL-Projektes erfüllen müsse:

• Angemessene Preise anhand eines einfachen Berechnungsmodells, das sich am Publikationsaufkommen orientiert.
• Alle wissenschaftlichen Einrichtungen, die an dem Projekt DEAL teilnehmen, erhalten einen dauerhaften Volltextzugriff auf das gesamte Spektrum der elektronischen Zeitschriften des Verlags;
• Alle Publikationen von Autorinnen und Autoren aus deutschen Einrichtungen sind automatisch Open Access geschaltet.

Weitere Informationen zum Projekt DEAL:
https://www.projekt-deal.de

Quelle: Pressemitteilung der Landesrektorenkonferenz vom 7. Juli 2017