Prof. Jürgen Hering, von 1974 bis 1996 Leiter der Universitätsbibliothek Stuttgart, feiert am 15. September 2017 seinen 80. Geburtstag. Der in Chemnitz geborene Jubilar studierte nach dem Abitur 1955 zunächst Journalistik an der Karl-Marx-Universität in Leipzig. Schon nach vier Monaten wurde er von der Hochschule aufgrund einer Denunziation durch Studenten seines Internats als „Klassenfeind“ verwiesen. Hering übersiedelte daraufhin in die Bundesrepublik. Seine erste Station in Stuttgart war am 15. April 1956 die Gaststätte „Parkheim zum Waldhorn“ in Stuttgart-Riedenberg, in dem das Hilfswerk der evangelischen Kirche Lehrgänge für „Ostzonen-Abiturienten“ eingerichtet hatte. Im Anschluss an die Ergänzungsprüfung zum DDR-Abitur und studierte Hering in Stuttgart, München und Tübingen Germanistik, Geschichte und Russisch. Nach dem Zweiten Staatsexamen am Bibliothekar-Lehrinstitut in Köln trat der Jubilar 1968 in den Dienst der Universitätsbibliothek Stuttgart ein. Bereits im Alter von 36 Jahren wurde er zum Bibliotheksdirektor ernannt. 1997 wechselte Jürgen Hering als erster Generaldirektor an die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (SLUB) Dresden.
Seit 35 Jahren vertritt Jürgen Hering als Geschäftsführer die New Yorker Max Kade Foundation in Deutschland, die zum Beispiel den Neubau der Universitätsbibliothek Stuttgart 1961 und zahlreiche Studentenwohnheime finanziell gefördert hat. Hering konnte seine Erfahrung auch bei der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin einbringen, die ihn von 1999 bis 2003 in den Beirat der Bibliothekskommission berief. 1979 bis 1983 war er Bundesvorsitzender des Vereins Deutscher Bibliothekare (VDB), von 1989 bis 1992 auch Vorsitzender des Deutschen Bibliotheksverbandes (DBV). In der Wendezeit bereitete er mit den Vorständen in Ost und West die Vereinigung der beiden deutschen Bibliotheksverbände vor, die er 1991 in Göttingen vollzog. Einen wertvollen Beitrag für die deutsch-russischen Beziehungen leistete Jürgen Hering in der „Fachgruppe Bibliotheken“ der Deutsch-Russischen Regierungskommission für die Rückführung kriegsbedingt verlagerter Kulturgüter („Beutekunst“).
Nach Erreichen der Altersgrenze, die er um ein halbes Jahr überschritt, kehrte Hering 2003 nach Stuttgart zurück. Die schon während der Schulzeit seiner Kinder ausgeübte, 13 Jahre umfassende ehrenamtliche Tätigkeit als Elternvertreter, besonders im Bereich Schulbau und „Schülerbeförderung“, setzte er mit einem zehnjährigen Engagement im Angehörigenbeirat der Stuttgarter Lebenshilfe fort, für deren Wohnheime er auch seinen Rotary Club für etliche Hands-on-Projekte gewinnen konnte.
2009 wurde Jürgen Hering vom Bundespräsidenten Prof. Dr. Horst Köhler das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (Bundesverdienstkreuz) durch Staatsrätin Dr. Claudia Hübner in der Stuttgarter Staatskanzlei überreicht.
Der Jubilar feiert mit seiner Frau, seinen drei Kindern und vier Enkelkindern seinen 80. Geburtstag in Stuttgart-Riedenberg.